Eine Ausgrabung irgendwan im Jahr 2264
Der Professor und ich graben hier schon seit einigen Tagen herum. Bisher mit nur mässigen Erfolg. Eigentlich schien die Location vielversprechend zu sein. In den Aufzeichnungen soll hier einmal eine große Siedlung dieser längst vergessenen Zivilisation sein, von der Historiker überzeugt sind, daß sie von Klimaveränderungen ausgelöscht wurde. Vielleicht konnten wir ja hier neue Erkenntnisse erhalten, wie diese Zivilisation gelebt hat, oder gar wie sich der Untergang tatsächlich stattgefunden hat. Bisher haben wir aber lediglich Fragmente eines kohlenstoffhaltigen Materials gefunden, welches in den historischen Quellen als “Plastik” bezeichnet wird. Dieses Material scheint in dieser Zivilisation eine wesentliche Rolle gespielt zu haben. Bei fast jeder Ausgrabung kann man solche Fragmente aus Plastik finden. Aber wie toll es wäre, ein vollständiges Objekt zu finden.
Ich versuche mich abermals auf meine Arbeit zu konzentrieren. Vorsichtig kratze ich ich die Erde Schicht für Schicht statt. Auf einmal spüre ich wie meine Schaufel auf Wiederstand stösst. Vorsichtig Pinsele ich die Oberste Erdschicht beieseite. Etwas bläuliches schimmert dort im Erdreich. Dem Anschein nach besteht auch dieses Objekt aus Plastik. Aber es ist grösser als die anderen Fragmente, welche wir bisher gefunden haben. Zentimeter für Zentimeter arbeite ich mich durch das Erdreich, um das Objekt freizulegen. Die Form ist ungewöhnlich. Das gesamte Objekt scheint in etwa der Grösse eines menschlichen Kopfes zu sein.
Endlich habe ich das Objekt freigelegt und halte es in den Händen. Es besteht aus zwei rundlichen, tellerähnlichen Objekten, welche durch einen halbrunden Bügel zusammengehalten werden. Die Seitenränder der Tellerähnlichen Objekte besitzen einige Erhebungen und Vertiefungen. Beim Berühren der Erhebungen stelle ich fest, dass diese nachzugeben scheinen. Wahrscheinlich irgendwelche Auslöser. Aber welche Funktion haben diese? Auf der Oberfläche befinden sich mehrere nadelkopfgrosse Löcher, sowie Überreste eines Lederähnlichen Textilgewebes.
Ist dies der Durchbruch, den ich erhofft hatte? Die Funktion dieses Objektes erschliesst sich mir nicht, aber ich bin mir sicher, dass ein bedeutendes, kulturelles Artefakt sein muss. Was mich am meisten fasziniert ist die ungewöhnliche Form. Ich spekuliere darüber, ob dieses Objekt eine art Kopfbedeckung darstellen könnte. Ich versuch es vorsichtig an meinen Kopf anzulegen. Tatsächlich! Es scheint zu passen. Die Tellerähnlichen Objekte bedecken meine Ohren. Es herrscht kein Zweifel. Dies ist ein besonderes Objekt. Es muss schnellstmöglich analysiert werden.
Meine Gedanken schweifen wieder. Ich stelle mir vor, wie ich vor einer großen Versammlung über meinen Fund und dessen kulturelle Bedeutung berichte. Ich sehe die Überschriften förmlich vor mir.
Es wird Zeit dem Professor über meinen Fund zu berichten.
Diese Kurzgeschichte gehört zur Kurzgeschichtensammlung “Fern von Jetzt“. Hier sammle ich Kurzgeschichten aus der Zeit nach dem Klimakollaps.